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Deindustrialisierung: Wer Grundstoffindustrie „zur Disposition“ stellt, riskiert Wertschöpfung, Jobs und Resilienz

Oktober 8, 2025 8:30 pm Veröffentlicht von

VIK kritisiert Beratergutachten: Industrie darf nicht zur Disposition gestellt werden

Berlin. Der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e. V. (VIK) reagiert mit deutlichem Widerspruch auf das aktuelle Gutachten des wissenschaftlichen Beraterkreises der Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Katharina Reiche. In dem Papier mit dem Titel „Eine Wachstumsagenda für Deutschland“ stellen die Autoren die Zukunftsfähigkeit energieintensiver Branchen in Frage und diskutieren den Nutzen politischer Maßnahmen zur Standortsicherung.

„Wer die industrielle Basis unseres Landes zur Disposition stellt, gefährdet nicht nur Wertschöpfung und Arbeitsplätze, sondern auch die wirtschaftliche und geopolitische Resilienz Deutschlands“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des VIK, Christian Seyfert. „Die Aussagen des Beraterkreises sind verkürzt und blenden die strategische Bedeutung industrieller Grundstoffproduktion für das gesamte Wirtschaftsgefüge aus.“

In dem Gutachten heißt es unter anderem, energieintensive Branchen würden in Deutschland auf absehbare Zeit unter erheblichen Kostennachteilen leiden und es sei ein Fehler, etablierte Industrien „koste es, was es wolle“ am Leben zu halten. Konkrete Vorschläge, wie eine wettbewerbsfähige Transformation gelingen kann, bleiben die Autoren jedoch schuldig. „Die Wettbewerbsprobleme unserer Unternehmen sind keine Folge unterlassener Modernisierung, sondern das Ergebnis politischer Rahmenbedingungen, die Energie in Deutschland künstlich verteuern. Wer daraus ableitet, man solle diese Industrien aufgeben, verkennt die Realität in den Betrieben und die Bedeutung für die gesamte Volkswirtschaft“, so Seyfert weiter.

Der Verband warnt davor, die energieintensive Produktion ins Ausland zu drängen. Dies würde nicht nur zu neuen Abhängigkeiten bei Vorprodukten führen, sondern auch die Klimabilanz verschlechtern, da viele Länder außerhalb Europas deutlich weniger ambitionierte Umweltstandards verfolgen. „Eine Deindustrialisierung löst keine Probleme, sie verlagert sie nur. Wer ernsthaft über eine Wachstumsagenda spricht, muss industrielle Wertschöpfung als Rückgrat unseres Wohlstands begreifen und stärken, statt sie zu schwächen“, betont Seyfert. Der VIK fordert daher eine industriepolitische Kurskorrektur: Planungs- und Investitionssicherheit, wettbewerbsfähige Energiepreise, technologieoffene Förderung und ein klares Bekenntnis zum Industriestandort Deutschland.

https://vik.de


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Redaktionelle Infos:

Vertreiben wir die energie-intensive Industrie aus Deutschland – statt die Energiepreise wirksam zu senken?

Seit Jahren bleiben Strom- und Gaspreise hierzulande im europäischen Vergleich hoch; maßgebliche Treiber sind Abgaben, Netzentgelte, CO₂-Kosten, eine komplexe Regulatorik sowie Investitions- und Planungsschwäche bei Netzen und Erzeugung. Dazu kommt Politik-Volatilität: Förderkulissen starten und stoppen, befristete Entlastungen laufen aus, Genehmigungen dauern, und die Preisbildung am Strommarkt reagiert empfindlich auf Gas und Kapazitätsengpässe.

Ergebnis: Unternehmen mit hohem Energieanteil im Produktpreis verlagern Investitionen dorthin, wo Energie kalkulierbarer und günstiger ist. Wenn wir also tatsächlich Standortnachteile selbst verstärken, dann, weil (1) fiskalische Spielräume knapp sind und Entlastungen politisch umstritten, (2) EU-Beihilferecht Entlastungsmodelle begrenzt, (3) die Transformation zwar Zielklarheit, aber zu wenig Umsetzungs-Tempo bei Netzausbau, Flexibilität und gesicherter Leistung hat, und (4) Bürokratie und Rechtsunsicherheit Investitionen bremsen.

Wer industrielle Wertschöpfung halten will, braucht jetzt klare Prioritäten: wettbewerbsfähige, befristete Industriestrompreise, gekoppelt an Transformationspfade; eine echte Netzentgelt- und Stromsteuerreform; schnellerer Ausbau von Leitungen, Speichern und gesicherter Leistung; mehr Langfrist-PPAs und Eigenversorgung; zügige Genehmigungen und verlässliche, mehrjährige Regeln statt kurzfristiger Ad-hoc-Eingriffe. Sonst exportieren wir nicht nur Emissionen – sondern auch Arbeitsplätze, Innovation und Steuereinnahmen.

 

 

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