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ERP und Low-Code: Low-Code schließt Lücken

Oktober 8, 2025 9:47 pm Veröffentlicht von

ERP-System & Low-Code: Was ist das – und welchen Nutzen hat der Mittelstand?

Berlin. Digitale Abläufe, kürzere Durchlaufzeiten und sichere Compliance: Für viele mittelständische Unternehmen führt der Weg dorthin über die Kombination aus ERP-Systemen (Enterprise Resource Planning) und Low-Code-Plattformen. Dieser Überblick erklärt kompakt, was hinter den Begriffen steckt, wie beide Welten zusammenspielen – und welchen messbaren Nutzen das für den deutschen Mittelstand bringt.

Was ist ein ERP-System?

Ein ERP bündelt die zentralen Geschäftsprozesse eines Unternehmens – von Einkauf, Lager, Produktion und Service bis zu Vertrieb, Finanzen und Personal – in einer integrierten Datenbasis und Prozesslogik. Ziel ist es, Ressourcen (Material, Personal, Kapital, Maschinenzeiten) effizient zu planen und über Abteilungen hinweg zu steuern. Damit werden Doppelarbeiten reduziert, Bestände und Cashflow transparenter und Entscheidungen faktenbasiert. (Hintergrund/Definitionen und Funktionsüberblick).

Was ist Low-Code – in einem Satz?

Low-Code-Plattformen sind Entwicklungsumgebungen, mit denen sich Geschäftsanwendungen modell- und komponentenbasiert mit wenig klassischem Programmieraufwand erstellen und verändern lassen – inklusive Workflows, Oberflächen, Datenmodellen und (zunehmend) generativer KI-Assistenz. Analysten ordnen Low-Code als Beschleuniger für die Anwendungsentwicklung ein.

Warum die Kombination ERP + Low-Code Sinn macht ERP-Systeme liefern Standardprozesse und Single Source of Truth. Low-Code schließt die Lücke bei individuellen Fachanforderungen, die nicht im ERP-Standard enthalten sind – etwa Sonderfreigaben, Formular-Apps, Portale für Lieferanten/Kunden, Prüf-Checklisten oder temporäre Kampagnenprozesse. Ergebnis: Schnellere Umsetzung von Fachideen, weil Teams Prototypen in Tagen statt Monaten testen können. Weniger Schatten-IT, da Lösungen kontrolliert auf einer Plattform entstehen. Bessere Nutzerakzeptanz, weil Oberflächen eng am Bedarf gestaltet werden.

Konkreter Mittelstands-Nutzen auf einen Blick Zeitgewinn & kürzere Durchlaufzeiten: Genehmigungen, Übergaben und Rückfragen laufen digital, medienbruchfrei und nachvollziehbar. Produktivitätsplus trotz Fachkräftemangel: Low-Code hebt Potenzial von „Citizen Developer“-Teams (in Governance-Rahmen), während ERP für verlässliche Stammdaten sorgt.

Weniger Fehler, mehr Compliance: Pflichtangaben, Prüfregeln und Fristen werden systemisch abgebildet; Audit-Trails sind verfügbar. Schneller ROI: Kleine, eng gefasste Use Cases (z. B. Eingangsrechnungsfreigabe, Service-Checkliste) liefern in Wochen sichtbare Effekte.

Compliance-Treiber 2025: E-Rechnung (B2B) als Praxisbeispiel Seit 1. Januar 2025 ist bei Umsätzen zwischen inländischen Unternehmern in Deutschland die elektronische Rechnung (E-Rechnung) grundsätzlich zu verwenden; es gelten Übergangsregelungen. Für ERP + Low-Code heißt das: strukturierte Rechnungsdaten (z. B. XRechnung/ZUGFeRD-konform) erzeugen, Workflows zur Prüfung/Freigabe abbilden und Archivierung sicherstellen. Das reduziert Medienbrüche, beschleunigt den Monatsabschluss und erhöht die Rechtssicherheit.

Sicherheit & Cloud-Vertrauen: Worauf Mittelständler schauen Wer Low-Code-Workloads oder ERP-Module in der Cloud betreibt, sollte auf anerkannte Prüfstandards achten. In Deutschland ist der BSI-C5-Katalog (C5:2020) ein wichtiger Referenzrahmen für Cloud-Sicherheitskriterien. Große Hyperscaler stellen C5-Attestierungen bereit – Unternehmen können diese in die eigene Risiko- und Lieferantenbewertung einbeziehen.

Typische Einsatzszenarien (ERP-nah + Low-Code ergänzt) Beschaffung & Lieferantenmanagement: Portale für Angebotsabgaben, Wareneingangs-Apps, Abweichungs-Workflows. Vertrieb & Service: Angebotsfreigaben, Rabattschemata, Außendienst-Formulare, RMA-Prozesse auf mobilen Endgeräten. Produktion & Qualität: digitale Checklisten, Prüfpläne, NC-Bearbeitung mit Eskalationslogik. Finanzen: Eingangsrechnungs-Workflows, E-Rechnung, AV/Vertragsakten, Travel-&-Expense-Freigaben. (Best-Practice-Orientierung).

6 Fragen, die Sie vorab klären sollten ERP-Abdeckung vs. Individualität: Welche Prozesse sind im ERP-Standard vorhanden – und wo braucht es Low-Code-Ergänzungen?
Datenhaltung & Integrationen: Wie einfach bindet die Low-Code-Plattform ERP-Stammdaten, Belege und Benutzer an (REST/ODBC/Connectors)?
Governance: Gibt es Rollen/Policies für Citizen Development, Freigaben und Deployment (Entwicklungs-, Test-, Produktionsstufen)?
Compliance & Archivierung: Unterstützt die Lösung GoBD-/DSGVO-konforme Ablage und revisionssichere Verfahren (inkl. Nachvollziehbarkeit)?
Sicherheit & Zertifikate: Liegen C5-Atteste oder gleichwertige Nachweise der Cloudumgebung vor? Skalierung & Betrieb: On-Prem, Private oder Public Cloud – was passt zur IT-Strategie, zu Budget und Skill-Set? (Checkfragen & Rahmen).

Vorgehen: In 5 Schritten vom Use Case zum Nutzen Use Case priorisieren (klein, messbar, ERP-nah): z. B. E-Rechnungs-Eingang inkl. Plausibilitätscheck. Prototyp in Low-Code: Masken, Regeln und Workflow modellieren; ERP-Daten/Benutzer anbinden; 3–5 Pilotnutzer testen.
Compliance prüfen: Pflichtfelder, Aufbewahrung, Rollen; bei Cloud-Betrieb C5-Nachweise dokumentieren.
Iterativ ausrollen: Feedback in Sprints einarbeiten; Schulungen & Change-Begleitung.
Nutzen messen: Durchlaufzeit, Erstlösungsquote, Fehlerquote, Liegezeiten, Storno-/Nacharbeitsrate. (Praxisleitfaden & Kennzahlenidee).

Finance-Beispiel: E-Rechnung als Quick-Win Der Übergang zur B2B-E-Rechnung zwingt Unternehmen, ihre Eingangs-/Ausgangsprozesse zu digitalisieren. In Kombination mit dem ERP lassen sich Formate prüfen, Stammdaten (Debitor/Kreditor) automatisch zuordnen, Mehrwertsteuerregeln konsistent anwenden und Freigaben in Low-Code modellieren – inklusive Eskalationen und Audit-Trail. Ergebnis: schnellere Monatsabschlüsse und weniger Rückfragen.

Blick auf die Organisation: Digitalkompetenz stärken
Bitkom-Erhebungen zeigen seit Jahren: Fachkräftemangel und Budgetrestriktionen bremsen die Digitalisierung, zugleich betrachten Unternehmen digitale Technologien als wettbewerbskritisch. Low-Code kann Brücken schlagen, wenn es strukturiert gesteuert wird (Guidelines, Schulungen, Review-Prozesse).

Förder- und Rahmeninformationen

Für KMU bieten Bund und Länder vielfältige Programme – von Digitalisierungs- und Innovationsgutscheinen bis zu ERP-Förderdarlehen. Ein genereller Einstieg in die Mittelstandspolitik und Förderlandschaft liefert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).

Fazit

ERP + Low-Code ist kein Entweder-oder, sondern eine komplementäre Architektur: Das ERP bildet die belastbare, revisionsfähige Prozess- und Datenbasis; Low-Code bringt Geschwindigkeit und Passgenauigkeit in die Fachbereiche – insbesondere dort, wo sich Anforderungen schnell ändern. Für den Mittelstand zahlt sich dieser Ansatz in kürzeren Durchlaufzeiten, höherer Datenqualität, besserer Compliance (z. B. E-Rechnung ab 2025) und geringerem IT-Backlog aus. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in klarer Governance, sauberen Integrationen und konsequentem Messen von Ergebnissen.

www.internet-weekly.de

 

 

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