kuenstliche-bewaesserungen-weltweit-grundwasserspiegel-sinkt

Europäischen Umweltagentur: Verschmutzung, Übernutzung & Klimawandel bedrohen Wasserversorgung in Europa

November 11, 2024 2:15 pm Veröffentlicht von Schreibe einen Kommentar

Missmanagement bei Nutzung von Grundwasser

Verschmutzung, Lebensraumverschlechterung, Auswirkungen des Klimawandels und Übernutzung der Süßwasserressourcen belasten die Seen, Flüsse, Küstengewässer und das Grundwasser in Europa wie nie zuvor. Laut der heute von der Europäischen Umweltagentur (EUA) veröffentlichten umfangreichsten Bewertung des Zustands der europäischen Gewässer kann Europa seine Ziele zur Verbesserung des Gewässerzustands im Rahmen der EU-Vorschriften voraussichtlich nicht erreichen. Eine bessere Wasserbewirtschaftung ist entscheidend, um die Resilienz der Wasserversorgung zu verbessern, den Druck auf die Gewässer zu mindern und sicherzustellen, dass den europäischen Bürgerinnen und Bürgern, der Natur und der Industrie ausreichend qualitativ hochwertiges Wasser zur Verfügung steht.

Agrarwirtschaft größte Belastung für Oberflächen- und Grundwasser

Die Agrarwirtschaft ist laut dem EUA Bericht „Europe’s state of water 2024: the need for improved water resilience“ (Europas Wasserzustand 2024: die Notwendigkeit von besserer Resilienz in der Wasserversorgung) die größte Belastung für Oberflächen- und Grundwasser. Dies ist auf den Wasserverbrauch und die Verschmutzung durch den intensiven Einsatz von Nährstoffen und Pestiziden zurückzuführen, wie die Mitgliedstaaten selbst festgestellt haben. Die Landwirtschaft ist mit Abstand der größte Nettowasserverbraucher in Europa. Ohne Änderungen der Praktiken wird der Bedarf and Bewässerungslandwirtschaft durch den Klimawandel wahrscheinlich weiter ansteigen.

Der Bericht der EUA zeigt, dass trotz gewisser Fortschritte die europäischen Gewässer und ihre aquatischen Ökosysteme  immer noch stark mit Chemikalien belastet sind.  Dies betrifft insbesondere die Luftverschmutzung aus der Kohleverstromung und diffuse Verschmutzung durch Nährstoffe und Pestizide aus der Landwirtschaft. Ein weiteres Problem ist die Verschlechterung der Lebensräume. Für den Schutz aquatischer Ökosysteme ist der Klimawandel eine Herausforderung, der zur Änderungen der Wettermuster führt und den Druck auf die Wasserressourcen und die Wasserbewirtschaftung weiter erhöht.

Nur 37% bleiben

Nur 37% der europäischen Oberflächenwasserkörper sind gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie in einem „guten“ oder „sehr guten“ ökologischen Zustand, eine Qualitätskomponenten für die Gesundheit aquatischer Ökosysteme. Nur 29% erreichten einen „guten“ chemischen Zustand im Zeitraum 2015–2021, wie aus den von den EU-Mitgliedstaaten übermittelten Daten hervorgeht.

Bislang nur begrenzte Fortschritte

Die von den Mitgliedstaaten ergriffenen Maßnahmen haben eine weitere Verschlechterung des Zustands der EU-Gewässer verhindert, indem einige chemische Verschmutzungen beseitigt und die Aussichten für einige Arten wie Muscheln und Krebstiere verbessert wurden, aber seit dem letzten Überwachungszeitraum wurde keine generelle Verbesserung festgestellt.

Europäisches Grundwasser

Das europäische Grundwasser ist in einem besseren Zustand als die Oberflächengewässer: 77% des Grundwassers sind in einem guten chemischen Zustand und 91% in einem guten mengenmäßigen Zustand, was die Versorgung angeht. Doch die Verschmutzung durch Pestizide und Nährstoffe ist nach wie vor ein Problem. Das Grundwasser ist eine wichtige Quelle für unser Trinkwasser und wird von der Umwelt, der Landwirtschaft und der Industrie benötigt.

Die in der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) festgelegte Frist für die Erreichung eines guten Zustands der Oberflächengewässer und des Grundwassers lief bis 2015, spätestens jedoch bis 2027. Bei den derzeitigen Fortschritten wird dieses Ziel nicht erreicht werden.

Verringerung des Wasserverbrauchs & Verbesserung der Effizienz

Die  Resilienz der Wasserversorgung in Europa kann verbessert werden. Die Verringerung des Wasserverbrauchs und die Verbesserung der Effizienz sind der Schlüssel zur Bewältigung des Wasserstresses in der Landwirtschaft, der Industrie und im Haushalt. Die Festlegung von Zielen, die auf Wassereinsparungen oder eine Reduzierung der Nachfrage abzielen, könnte dazu beitragen, Maßnahmen voranzutreiben und die Überwachung der Fortschritte auf dem Weg zur Resilienz der Wasserversorgung zu erleichtern. Für die  Verbesserung der Wasserbewirtschaftung werden  aktuelle und zeitnaheInformationen über Wassermenge und -qualität benötigt.

Der Druck auf die Gewässer muss verringert werden.  Die Verschmutzung muss im Einklang mit den Zielen des EU-Aktionsplans zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung verhindert werden. Kurzfristig muss die Wassernutzung und die Freisetzung von schädlichen Stoffen und Nährstoffen ins Wasser reduziert werden.

Die Wiederherstellung der Natur, die Wiederverbindung von Flüssen mit ihren Überflutungsgebieten sowie die Renaturierung von Feuchtgebieten und Mooren können zu gesünderen und artenreicheren Süßwasserökosystemen führen.  Diese könnten nicht nur hochwertiges Wasser liefern, sondern auch Kohlenstoff speichern und die Auswirkungen von Extremwetterereignissen mildern.

Über den Bericht

Der Bericht der EUA ist die umfangreichste Bewertung des Zustands der europäischen Gewässer und deckt mehr als 120 000 Oberflächenwasserkörper und 3,8 Millionen Kilometer Grundwasserkörper in der EU und Norwegen ab. Der Bericht basiert auf Daten aus 19 EU-Mitgliedstaaten. Sie repräsentieren 85 % der Oberflächenwasserkörper und 87 % der Grundwasserkörper in der EU-27. Alle wichtigen Ergebnisse und gemeldeten Daten für die EU-Mitgliedstaaten und Norwegen sind im WISE-Informationssystem für Süßwasser zu finden.

Der Bericht der EEA ergänzt auch die bevorstehende Bewertung der Europäischen Kommission zu den dritten Bewirtschaftungsplänen für Einzugsgebiete und den zweiten Hochwasserrisikomanagementplänen, die den Umsetzungsstand der Wasserrahmenrichtlinie und der Hochwasserrichtlinie in der EU überprüfen wird.


Umweltagentur,Wasserversorgung in Europa

Redaktionelle Infos

EU – Subventionsprogramme für die Landwirtschaft und deren Auswirkungen auf den Einsatz von Nährstoffen und Pestiziden

In der Europäischen Union werden landwirtschaftliche Betriebe durch verschiedene Subventionsprogramme unterstützt, die indirekt den Einsatz von Nährstoffen und Pestiziden beeinflussen können. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU besteht aus zwei Säulen:

1. **Erste Säule**: Direktzahlungen an landwirtschaftliche Betriebe, die hauptsächlich auf der bewirtschafteten Fläche basieren. Diese Zahlungen sind nicht direkt an den Einsatz von Nährstoffen oder Pestiziden gekoppelt, können jedoch Anreize für intensive Bewirtschaftungsmethoden schaffen, die den Einsatz solcher Mittel fördern.

2. **Zweite Säule**: Förderung der ländlichen Entwicklung, einschließlich Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen. Diese Programme bieten finanzielle Anreize für umweltfreundliche Praktiken, wie die Reduzierung des Einsatzes von Düngemitteln und Pestiziden. Landwirte, die an diesen Programmen teilnehmen, verpflichten sich, bestimmte umweltfreundliche Bewirtschaftungsmethoden anzuwenden und erhalten dafür Ausgleichszahlungen.

Zusätzlich gibt es nationale Förderprogramme, die den Einsatz von Nährstoffen und Pestiziden beeinflussen können. In Deutschland beispielsweise werden im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe “Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes” (GAK) Maßnahmen gefördert, die eine umweltgerechte Landbewirtschaftung unterstützen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, den Einsatz von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren und nachhaltige Praktiken zu fördern.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Subventionen nicht direkt den Einsatz von Nährstoffen und Pestiziden fördern, sondern vielmehr die landwirtschaftliche Produktion insgesamt unterstützen. Gleichzeitig gibt es gezielte Programme, die darauf abzielen, den Einsatz dieser Mittel zu reduzieren und umweltfreundlichere Praktiken zu fördern.

Quelle

https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/umweltmassnahmen-im-agrarbereich
https://www.bmel.de/DE/service/foerderprogramme-und-bekanntmachungen/foerderprogramme-und-bekanntmachungen_node.html


Umweltfreundliche Alternativen zu herkömmlichen Düngemitteln und Pestiziden

In der Landwirtschaft stehen umweltfreundliche Alternativen zu herkömmlichen Düngemitteln und Pestiziden zur Verfügung. Diese tragen dazu bei, die Umweltbelastung zu reduzieren und die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion zu fördern.

**Umweltfreundliche Düngemittel:**

– **Organische Düngemittel:** Hierzu zählen Kompost, Mist und Gülle, die natürliche Nährstoffe liefern und die Bodenfruchtbarkeit verbessern. Im ökologischen Landbau sind chemisch-synthetische Stickstoffdünger verboten; stattdessen werden organische Dünger wie Gesteinsmehle, Kalke und Kaliumsulfat verwendet.

– **Gründüngung:** Der Anbau von Leguminosen wie Klee oder Luzerne bindet Stickstoff aus der Luft und reichert den Boden damit an, wodurch der Bedarf an synthetischen Düngemitteln reduziert wird.

**Umweltfreundliche Pestizide:**

– **Biologische Pflanzenschutzmittel:** Diese basieren auf natürlichen Wirkstoffen wie Mikroorganismen, Pflanzenextrakten oder Mineralien und zielen darauf ab, Schädlinge auf umweltverträgliche Weise zu bekämpfen. Im ökologischen Landbau werden beispielsweise Kupfer, Schwefel, Bienenwachs oder Pflanzenöle eingesetzt.

– **Nützlingsförderung:** Durch den Einsatz von Nützlingen wie Marienkäfern oder Schlupfwespen können Schädlinge auf natürliche Weise kontrolliert werden. Maßnahmen wie Mischkulturen und Blühstreifen fördern diese Nützlinge und reduzieren den Bedarf an chemischen Pestiziden.

– **Mechanische Unkrautbekämpfung:** Anstelle von Herbiziden können mechanische Methoden wie Hacken oder Mulchen eingesetzt werden, um Unkraut zu kontrollieren.

Der Einsatz dieser umweltfreundlichen Alternativen erfordert oft eine Anpassung der landwirtschaftlichen Praktiken und kann mit höheren Kosten verbunden sein. Dennoch bieten sie langfristige Vorteile für die Umwelt und die Gesundheit von Mensch und Tier.


Forschung zu umweltfreundlichen Alternativen zu herkömmlichen Düngemitteln und Pestiziden

Die Forschung zu umweltfreundlichen Alternativen zu herkömmlichen Düngemitteln und Pestiziden hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte erzielt. Ziel ist es, nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die sowohl die landwirtschaftliche Produktivität sichern als auch die Umweltbelastung minimieren.

**Umweltfreundliche Düngemittel:**

– **Recycling von Nährstoffen:** Projekte wie “Sustainable Manure” und “SmartNitroFarm” untersuchen die effiziente Rückgewinnung von Nährstoffen aus tierischen Exkrementen zur Herstellung von Düngemitteln.

– **Biobasierte Düngemittel:** Forschungen konzentrieren sich auf die Nutzung von Algen, Bakterien und anderen Mikroorganismen zur Produktion von Düngemitteln, die weniger umweltschädlich sind.

– **Mechanochemische Verfahren:** Ein rein mechanisches Verfahren, bei dem Harnstoff und Gips gemahlen werden, führt zu einem nachhaltigen Pflanzendünger, der Nährstoffe langsamer freisetzt und somit die Umweltbelastung reduziert.

**Umweltfreundliche Pestizide:**

– **Biopestizide:** Diese basieren auf natürlichen Substanzen wie Mikroorganismen, Pflanzenextrakten oder Mineralien und bieten eine umweltfreundliche Alternative zu synthetischen Pestiziden.

– **Förderung von Nützlingen:** Durch den Einsatz von Nützlingen wie Marienkäfern oder Schlupfwespen können Schädlinge auf natürliche Weise kontrolliert werden. Maßnahmen wie Mischkulturen und Blühstreifen fördern diese Nützlinge und reduzieren den Bedarf an chemischen Pestiziden.

– **Mechanische Unkrautbekämpfung:** Anstelle von Herbiziden können mechanische Methoden wie Hacken oder Mulchen eingesetzt werden, um Unkraut zu kontrollieren.

Trotz dieser Fortschritte stehen Landwirtinnen und Landwirte vor Herausforderungen bei der Implementierung dieser Alternativen, insbesondere hinsichtlich Kosten und Effizienz. Dennoch bieten sie langfristige Vorteile für die Umwelt und die Gesundheit von Mensch und Tier.

Quelle

https://cordis.europa.eu/article/id/443142-innovative-research-for-sustainable-fertiliser-production-and-nutrient-management/de
https://www.innovations-report.de/fachgebiete/biowissenschaften-chemie/chemische-muehle-liefert-nachhaltigeren-pflanzenduenger
https://en.wikipedia.org/wiki/Biopesticide
https://www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/pflanzenschutz-ohne-pestizide-studie-zeigt-moeglichkeiten


Investitionsmöglichkeiten, um Einsatz umweltfreundlicher Alternativen zu herkömmlichen Düngemitteln und Pestiziden in der Landwirtschaft zu fördern

Es bestehen vielfältige Investitionsmöglichkeiten, um den Einsatz umweltfreundlicher Alternativen zu herkömmlichen Düngemitteln und Pestiziden in der Landwirtschaft zu fördern. Diese Investitionen können sowohl von öffentlichen Institutionen als auch von privaten Akteuren getätigt werden.

**Öffentliche Förderprogramme:**

– **Europäische Union:** Im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bietet die EU finanzielle Unterstützung für nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken. Die zweite Säule der GAP konzentriert sich auf die Entwicklung des ländlichen Raums und fördert Maßnahmen, die den Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden reduzieren.

– **Nationale Programme:** In Deutschland existieren Programme wie die “Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes” (GAK), die Investitionen in umweltfreundliche Landwirtschaft unterstützen. Diese Programme bieten finanzielle Anreize für Landwirte, die auf nachhaltige Praktiken umstellen möchten.

**Private Investitionen:**

– **Agrartechnologie-Start-ups:** Es gibt zahlreiche Start-ups, die innovative Lösungen im Bereich der Biopestizide und organischen Düngemittel entwickeln. Investitionen in solche Unternehmen können sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile bieten.

– **Forschung und Entwicklung:** Investitionen in Forschungseinrichtungen, die an umweltfreundlichen Alternativen arbeiten, können langfristig zu marktfähigen Produkten führen. Beispielsweise wird an mechanochemischen Verfahren zur Herstellung nachhaltiger Düngemittel geforscht.

**Finanzierungsinstrumente:**

– **Grüne Anleihen:** Finanzinstitute bieten zunehmend grüne Anleihen an, die speziell für nachhaltige Projekte in der Landwirtschaft konzipiert sind. Diese Anleihen ermöglichen es Investoren, gezielt in umweltfreundliche Initiativen zu investieren.

– **Subventionen und Steuererleichterungen:** Regierungen bieten oft steuerliche Anreize oder Subventionen für Investitionen in nachhaltige Landwirtschaftstechnologien. Diese können die Anfangsinvestitionen reduzieren und die Rentabilität erhöhen.

Es ist ratsam, sich bei den zuständigen Behörden oder Finanzinstituten über aktuelle Fördermöglichkeiten und Investitionsprogramme zu informieren, um die bestmögliche Unterstützung für nachhaltige landwirtschaftliche Projekte zu erhalten.

Quelle

https://germany.representation.ec.europa.eu/news/europaischer-gruner-deal-weniger-chemische-pestizide-umfassende-renaturierung-2022-06-22_de
https://helmholtz-klima.de/aktuelles/pestizideinsatz-der-landwirtschaft-folgen-und-alternativen
https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/neue-eu-verordnung-weniger-pestizide-geht-nur
https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/bund-empfehlungen-zur-umsetzung-einer-pestizidreduktionstrategie-in-deutschland

0 0 votes
Article Rating
Stichwörter: ,

Kategorisiert in: , , ,

Anzeigen

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
  1. Home
  2. Veranstaltungen
  3. Europäischen Umweltagentur: Verschmutzung, Übernutzung...