
Fachkräftemangel: 54,7 Mrd. Arbeitsstunden, Produktivität stagniert
Juni 30, 2025 4:29 pmArbeitszeit auf Rekordniveau: Deutsche arbeiten so viel wie nie seit der Wiedervereinigung
Nürnberg/Berlin – Trotz aller Debatten über Fachkräftemangel, Produktivität und neue Arbeitsmodelle: Die Beschäftigten in Deutschland leisten so viele Arbeitsstunden wie seit 1991 nicht mehr. Nach aktuellen Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wurden im Jahr 2024 rund 54,7 Milliarden Arbeitsstunden erbracht – ein historischer Höchstwert.
Zum Vergleich: Anfang der 2000er-Jahre lag das jährliche Arbeitsvolumen noch bei etwa 48 Milliarden Stunden. Das Wachstum geht dabei maßgeblich auf den Anstieg von Teilzeitbeschäftigungen und Nebenjobs zurück. Die Arbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten hingegen blieb in den vergangenen zwei Jahrzehnten nahezu konstant.
In diesem Kontext forderte Bundeskanzler Friedrich Merz beim CDU-Wirtschaftstag Mitte Mai mehr Effizienz und Flexibilität in der Arbeitswelt: „Wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten.“ Ein zentraler Vorschlag aus der politischen Diskussion: die Ablösung der starren täglichen Höchstarbeitszeit zugunsten einer wöchentlichen Obergrenze. Laut einer repräsentativen YouGov-Umfrage im Auftrag der dpa findet diese Idee in der Bevölkerung breite Zustimmung.
Für den deutschen Mittelstand ergeben sich daraus zwei zentrale Herausforderungen: Einerseits gilt es, vorhandene Arbeitskraft durch bessere Organisation und digitale Prozesse produktiver zu nutzen. Andererseits ist der politische Rahmen entscheidend, um flexible und familienfreundliche Arbeitsmodelle rechtssicher und praxistauglich umsetzen zu können.
Fazit für Unternehmer: Die Daten belegen: Es wird viel gearbeitet. Jetzt geht es darum, die Qualität der Arbeitszeit zu stärken – durch Digitalisierung, sinnvolle Anreize und moderne Arbeitszeitregelungen.
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Redaktionelle Infos: EU‑Durchschnitt 2024 im Vergleich zu Deutschland
Durchschnittliche Wochenarbeitszeit (20–64 Jahre): 36,0 Stunden
Vollzeitbeschäftigte liegen etwas darüber (~39–40 Stunden pro Woche), Teilzeit deutlich darunter; Selbstständige sogar bei rund 46,7 Stunden
Jahresarbeitsstunden – EU/OECD
EU‑Durchschnitt 2024: etwa 1 570 Stunden pro Jahr (OECD‑Durchschnitt 2022) .
Entspricht bei 36 Std/Woche rund 1 872 Std/Jahr (36 × 52), wobei Urlaubs–, Feiertags– und Krankheitstage abgezogen sind – dadurch effektiv bei etwa 1 570 Std/Jahr.
Fazit für Unternehmer: EU‑weit liegt die effektive Arbeitszeit deutlich unter den reinen Stundenzahlen, wegen Urlaub, Feiertagen, Krankheit. Deutschland mit ca. 34 Std/Woche liegt im europäischen Mittelfeld, während deutlich produktivere Volkswirtschaften (z. B. Griechenland, Polen) höhere Arbeitsstunden aufweisen.Jahresarbeitsstunden variieren stark: von etwa 1 600 Std (Niederlande/Deutschland) bis über 2 000 Std (Ost‑ und Süd‑Europa).
Land | Ø Wochenarbeitszeit | Ø Jahresarbeitsstunden |
---|---|---|
Deutschland | 34,0 Stunden | ca. 1.340 Stunden |
EU-Durchschnitt | 36,0 Stunden | ca. 1.570 Stunden |
Griechenland | 39,8 Stunden |
- https://de.statista.com
- CC
- https://internet-weekly.de/studie-gender-working-time-gap-die-arbeitszeitluecke-zwischen-maennern-und-frauen/
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Kategorie: News, Tabelle, Wirtschaft