Wirtschaftskriminalität

Globale KPMG-Studie: Wirtschaftskriminalität mit überraschenden Täterprofilen

Juni 5, 2025 4:10 pm Veröffentlicht von

Weltweite Wirtschaftskriminalität: Typischer Täter ist männlich, mittleren Alters und lange im Unternehmen

Berlin. Für die globale Studie „Der Feind im Inneren – Profiles of a Fraudster“ untersuchte KPMG International über 660 individuelle Täterprofile, die auf 256 realen Betrugsfällen von Wirtschaftskriminalität aus aller Welt basierten. Die Auswertung zeigt: Typische Wirtschaftskriminelle sind keineswegs Außenseiter, sondern vielfach geschätzte Mitarbeitende mit langjähriger Betriebszugehörigkeit.

Über 80 Prozent der Täter sind männlich, die Mehrheit zwischen 36 und 55 Jahre alt. Zwei Drittel sind seit mehr als sechs Jahren im Unternehmen beschäftigt. Persönliche Probleme spielen bei ihren Vergehen selten eine Rolle, viel häufiger motivieren finanzielle Gier oder Opportunismus („Because I can“). In über der Hälfte der Fälle handelte es sich um Teamvergehen. Meist agierten zwei bis fünf Personen – häufig aus zentralen Funktionen wie Einkauf, Finanzen oder Geschäftsführung. In vier von zehn Fällen bestand das Netzwerk ausschließlich aus Mitarbeitenden des betroffenen Unternehmens. Die Beteiligten konnten vor allem durch E-Mail-Analysen, Interviews und Finanzdaten enttarnt werden.

Betrugstypen: Unterschlagung, Beschaffung, falsche Dokumente

Die häufigste Betrugsform ist die Veruntreuung von Vermögenswerten – meist durch Unterschlagung oder manipulierte Beschaffungen (52 Prozent). 29 Prozent der Fälle betreffen gefälschte Dokumente, etwas weniger (24 Prozent) Diebstähle. In jedem fünften Fall wurde die Finanzberichterstattung manipuliert, vielfach durch zu früh oder fingiert verbuchte Umsätze. Der Großteil der finanziellen Schäden lag unter 200.000 US-Dollar. Doch insbesondere bei grenzüberschreitenden Fällen (13 Prozent der Gesamtheit) summierten sich die Verluste auf über 5 Millionen US-Dollar. Neben den direkten finanziellen Auswirkungen leiden die betroffenen Unternehmen noch jahrelang unter Vertrauensverlust und Reputationsschäden.
Schwachstelle Kontrolle: Fehlende Sicherungsmechanismen sind Hauptursache für Taten

In 76 Prozent der Fälle ermöglichten schwache interne Kontrollen die Taten. Über die Hälfte der betroffenen Unternehmen hatte keinerlei Anti-Fraud-Maßnahmen im Einsatz. Und dort, wo es Kontrollen gab, versagten sie häufig: Ethikrichtlinien oder interne Audits blieben oft wirkungslos. Hinweisgeber hingegen spielten die zentrale Rolle bei der Aufdeckung: 45 Prozent der Betrugsfälle kamen durch Whistleblower oder informelle Hinweise ans Licht – weit vor technischen Prüfverfahren. Besonders gravierend: In der Hälfte der Fälle mit Schäden über eine Million US-Dollar verfügten die Täter über uneingeschränkte Entscheidungsbefugnisse. Die häufigsten begünstigenden Umweltfaktoren waren eine Kultur der Angst, isoliertes Arbeiten und ein aggressives Arbeitsumfeld.

Studie zeigt Wege für mehr Schutz vor Wirtschaftskriminalität

Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich: Unternehmen dürfen sich nicht von Loyalität, Dauer der Betriebszugehörigkeit oder hierarchischer Stellung in Sicherheit wiegen. Prävention muss systematisch ansetzen – über alle Ebenen hinweg. Entscheidend sind klare interne Kontrollen mit definierten Verantwortlichkeiten, eine gelebte Ethikkultur mit sicherem Hinweisgebersystem, sowie der gezielte Einsatz datenbasierter Analyseverfahren. Organisationen sollten gerade bei sensiblen Funktionen und externen Geschäftspartnern regelmäßig prüfen, dokumentieren und hinterfragen. Auch technologische Entwicklungen – etwa im Bereich Cyberrisiken oder KI – gilt es frühzeitig zu antizipieren und in die eigene Abwehrstrategie zu integrieren.

Weitere Informationen sowie das Whitepaper zur Studie finden Sie auf unserer Themenseite.

Methodik

Die Studie liefert ein fundiertes Bild von mindestens 669 Betrügerinnen und Betrügern und den von ihnen begangenen Straftaten. Sie basiert auf 256 realen Betrugsfällen, die in den letzten fünf Jahren von KPMG Ländergesellschaften im Auftrag betroffener Organisationen untersucht wurden und auf Grundlage von Fragebögen, detaillierten Fallanalysen und direkten Interviews mit den Tätern ausgewertet wurde.


Globale KPMG-Studie analysiert typische Tätermerkmale und interne Schwachstellen bei über 250 Fällen von Wirtschaftskriminalität:

  •  Typischer Täter ist männlich (81 Prozent) und zwischen 36 bis 55 Jahre alt, Mehrheit agiert nicht allein
  • Hauptsächliche Betrugsarten: Unterschlagung, manipulierte Beschaffungen und gefälschte Dokumente
  • Schwache Kontrollen sind Hauptursache für Betrugsfälle, Hinweisgeber bleiben wichtigste Quelle für Aufdeckung

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