Fernwärmeversorger

Studie zu Wärmenetzen: Bis 2030 müssen 43,5 Milliarden Euro in die Fernwärme investiert werden

Juli 22, 2024 5:14 pm Veröffentlicht von Schreibe einen Kommentar

Bundesförderung für Effiziente Wärmenetze unterfinanziert

Frankfurt am Main. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, müssen die Fernwärmeversorger Rekordinvestitionen stemmen. Bis 2030 müssen insgesamt 43,5 Milliarden Euro in den Aus- und Umbau der Fernwärme investiert werden. Das geht aus der Neuauflage eines Gutachtens der Prognos AG hervor. Beauftragt wurde die Aktualisierung des Gutachtens “Perspektive der Fernwärme – Aus- und Umbau städtischer Fernwärme als Beitrag einer sozial-ökologischen Wärmepolitik” (von 2020) vom AGFW | Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK (AGFW) und dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU).

Im Vergleich zur ursprünglichen Studie erhöht sich der Investitionsbedarf bis 2030 um 10,6 Milliarden Euro (im Jahr 2020 ging das Gutachten noch von 32,9 Milliarden Euro aus). Aufgrund des verzögerten Inkrafttretens der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) im Herbst 2022 müssen diese Investitionen nunmehr in den bis 2030 verbleibenden sieben Jahren getätigt werden. Der jährliche Förderbedarf beträgt damit etwa 3,4 Milliarden Euro.

Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) ist inhaltlich gut, aber nicht auskömmlich finanziert. Die bisherige “Bundesförderung für Effiziente Wärmenetze” ist bis Ende 2028 befristet und insgesamt mit 3,5 Milliarden Euro ausgestattet. Das reicht bei weitem nicht aus, damit die Wärmenetze ihren Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele leisten.

“Das Gutachten verdeutlicht das hohe Investitionsvolumen, das die Branche in den kommenden Jahrzehnten stemmen muss”, sagt AGFW-Geschäftsführer Werner Lutsch die Ergebnisse ein. “Ein passender Förderrahmen ist eine zentrale Voraussetzung. Die BEW muss daher mit ausreichenden Finanzmitteln ausgestattet und das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) verlängert werden. Genau das haben die Bundesministerien für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) im Zuge des Fernwärme-Gipfels im Juni 2023 mit den Verbänden der Energie- und Fernwärmewirtschaft auch vereinbart”, so Lutsch weiter.

In Hinblick auf den Gesetzentwurf zum Bundeshaushalt die Finanzierung des Klima- und Transformationsfonds halten es die Verbände daher für erforderlich, die konkrete finanzielle Ausstattung der KTF-finanzierten Förderprogramme möglichst zeitnah nachzureichen. Äußerst kritisch ist, dass die Zukunft des Klima- und Transformationsfonds und damit auch der KTF-finanzierten Förderprogramme über 2025 hinaus im Unklaren bleibt.

Klimaneutraler Energiemix und ein massiver Ausbau der Fernwärme

Bis zum Jahr 2045 werden 3,6 Millionen Wohngebäude, das entspricht 14 Millionen Wohneinheiten, mit Fernwärme versorgt. Der Erzeugungs- und Brennstoffmix in der Fernwärme wird bis dahin sukzessiv auf Klimaneutralität umgestellt. Dafür steht ein breiter Technologiemix aus erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme zur Verfügung, der standortspezifisch erschlossen werden muss.

“Welche Potenziale vor Ort zu Verfügung stehen, wird im Kontext der Wärmeplanung identifiziert”, so VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing: “Bundesweit werden bis Juni 2026 beziehungsweise Juni 2028 die Wärmepläne erstellt. Wir sehen, dass die Fernwärme in den Plänen vielerorts eine Schlüsselrolle einnimmt. Die bloße Aufstellung der Pläne reicht aber nicht – sie müssen auch umgesetzt werden. Viele Stadtwerke unterstützen ihre Kommunen dabei und fordern von der Politik zurecht verlässliche Rahmenbedingungen ein. Dazu gehört eben auch eine verlässliche Förderung durch das BEW: Wir brauchen 3,4 Milliarden Euro pro Jahr bis Mitte der 2030er Jahre.”

Zusätzlich zum Betrachtungszeitraum bis 2030 zeigt das Gutachten einen vollständigen Transformationspfad der Fernwärme hin zur Klimaneutralität 2045 auf, inklusive Investitionskosten und erforderlichen Fördermitteln.


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Redaktionelle Infos

Positive Beispiele bei der Umsetzung von Fernwärme

Dänemark wird oft als vorbildlich in der Finanzierung und Umsetzung der Fernwärme angesehen. Das Land hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, darunter die vollständige Dekarbonisierung seiner Fernwärmenetze bis 2030 und die Erhöhung des Anteils von Wärmepumpen an der Fernwärmeversorgung auf ein Drittel.

Ein weiterer Vorreiter ist China, das über das weltweit am schnellsten wachsende Fernwärmekapazitätsnetz verfügt. Seit 2005 hat sich die Menge an durch Fernwärmenetze bereitgestellter Wärme nahezu verdoppelt, was einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion der Luftverschmutzung in großen Städten leistet.

Auch Schweden, Finnland und die baltischen Länder haben hohe Durchdringungsraten bei der Nutzung von Fernwärme und sind führend bei der Integration erneuerbarer Energien in ihre Fernwärmenetze.

Diese Länder haben erfolgreiche politische Rahmenbedingungen und umfangreiche Investitionen in die Modernisierung und den Ausbau ihrer Fernwärmenetze implementiert, was sie zu Vorbildern in diesem Bereich macht.

Quellen

https://www.weforum.org
https://www.iea.org


Neues Wärmeplanungsgesetz für DE

Die deutschen Bundesländer sind durch das neue Wärmeplanungsgesetz verpflichtet, umfassende Wärmepläne zu erstellen, um bis 2045 eine klimaneutrale Fernwärmeversorgung zu gewährleisten. Die wichtigsten Eckpunkte des Gesetzes und der Pläne umfassen:

1. **Fristen für die Erstellung der Wärmepläne**:
– Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern müssen bis zum 30. Juni 2026 Wärmepläne vorlegen.
– Kleinere Gemeinden haben Zeit bis zum 30. Juni 2028, wobei Gemeinden unter 10.000 Einwohnern vereinfachte Verfahren nutzen können.

2. **Ziele und Inhalte der Wärmepläne**:
– Die Wärmepläne sollen Bürger und Unternehmen über die zukünftige Wärmeversorgung informieren und Klarheit darüber schaffen, ob ein Anschluss an das Fernwärmenetz möglich ist oder alternative klimafreundliche Heizoptionen genutzt werden sollen.
– Kommunen können auf bestehende Daten von Behörden und Energieversorgern zurückgreifen, um die Wärmepläne zu erstellen.

3. **Ausbau und Dekarbonisierung der Fernwärme**:
– Derzeit werden etwa 14% der Haushalte über Fernwärme versorgt, wobei nur 20% dieser Wärme aus erneuerbaren Energien stammen.
– Ziel ist es, die Fernwärmeversorgung bis 2045 vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen und die Netze entsprechend auszubauen.

4. **Regionale Unterschiede und Flexibilität**:
– In Ostdeutschland sind derzeit etwa 30% der Haushalte an ein Wärmenetz angeschlossen, in Westdeutschland nur etwa 10%.
– Die Wärmepläne sollen die regionalen Unterschiede berücksichtigen und maßgeschneiderte Lösungen für die jeweilige Kommune oder das jeweilige Stadtquartier bieten.

Diese Maßnahmen sollen die Planungssicherheit für Investitionen in die Wärmeinfrastruktur erhöhen und langfristig eine kosteneffiziente und klimafreundliche Wärmeversorgung sicherstellen.

Fachkräfte

Der Bedarf an Fachkräften zur Umsetzung der Fernwärmeprojekte in Deutschland ist erheblich und wird durch den bestehenden Fachkräftemangel weiter verstärkt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat den Fachkräftemangel als gravierendes Problem bezeichnet und betont, dass es eine Lücke von rund 700.000 Fachkräften gibt, wobei knapp zwei Millionen Stellen unbesetzt sind.

Quellen
[Bundesregierung]
[Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen].

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