Kurzarbeit

Teilzeitquote Entwicklung: Aktuelle Debatte über längere Arbeitszeiten kollidiert mit Realität

November 1, 2025 4:57 pm Veröffentlicht von

„Wir brauchen einen kürzeren Vollzeitstandard“

Die persönliche Wochenarbeitszeit in Deutschland sinkt – 2023 lag sie im Schnitt bei 34,6 Stunden. Gleichzeitig ist die Zahl der Erwerbstätigen gewachsen, sodass insgesamt mehr Arbeitsstunden geleistet wurden als jemals seit der Wiedervereinigung. Grundlage ist der aktuelle Arbeitszeitmonitor von Dr. Angelika Kümmerling (IAQ, Universität Duisburg-Essen), der Daten der europäischen Arbeitskräfteerhebung für 2012 bis 2023 auswertet.

Konkret fiel die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 34,9 Stunden (2012) auf 34,6 Stunden (2023), während die Beschäftigtenzahl – abgesehen von den Coronajahren – kontinuierlich zulegte (2012 rund 37,5 Mio.; 2024 laut IAB 42,3 Mio.). Das gesamtgesellschaftliche Arbeitsvolumen stieg von 51.811 Mio. Stunden (2015) auf 54.592 Mio. Stunden (2023) – verteilt auf mehr Personen.

Geschlechtervergleichend zeigt sich:

Vor allem Männer haben ihre Arbeitszeiten reduziert – im Schnitt um 1,1 Stunden seit 2012. Vollzeit wird kürzer (von 40,7 auf 39,8 Stunden), Teilzeit länger (von 18,9 auf 22,3 Stunden). Zugleich wächst der Teilzeitanteil an allen Beschäftigten von 27,2 auf 30,9 Prozent. Teilzeit ist damit kein „Müttermodell“ mehr; zunehmend nutzen Väter, Hochqualifizierte, Jüngere und Beschäftigte ohne Kinderbetreuung diese Option.

Vor diesem Hintergrund wirkt die politische Debatte über längere Arbeitszeiten oder höhere Tageshöchstwerte an den Bedürfnissen der Beschäftigten vorbei. Als Ansatz wird stattdessen ein kürzerer Vollzeitstandard diskutiert: Er könnte Sorgearbeit besser mit Beruf vereinbaren und zusätzliche Personengruppen in Erwerbsarbeit bringen. Unterm Strich würden individuelle Zeiten sinken, aber durch mehr Erwerbstätige ausgeglichen – genau wie es die aktuellen Zahlen bereits andeuten.

www.uni-due.de

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